LITERATINNEN


Laura Friedrich

 

Laura Friedrich studiert derzeit am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und arbeitet freiberuflich als Tanzpädagogin für Zeitgenössischen Tanz. Aktuell arbeitet sie an einer Reihe von poetisch philosophischen Essays, unter anderem zum Thema der voranschreitenden Auswirkungen des Klimawandels und dem Potenzial des Radiofeatures. Neben der Arbeit an Gedichten, sammelt sie poetische Fundstücke des Alltags in einem Notate-Tagebuch – aus Liebe zu den kleinen Dingen. Darüber hinaus unterstützt sie Martina Hefter in ihrer neuen Performance »Mein Haus, Meine Freunde, Mein Pferd« als Regieassistentin.

Links zum Stück (Online Premiere am 27.03.2021)

 

 

 

Aus dem Essay zum Lindenbaum, Thematik Klimawandel:

 

»Wann hat es begonnen?

Wann wurde es bemerkt?

 

  - an einem Herbsttag. Die Stammdicke meiner Linde beträgt inzwischen fünfzehn Zentimeter. Eher beiläufig nehme ich eigenartige Flecken auf ihrer dünnen Rinde wahr. Dünn, wie angreifbar, wie verletzlich. Verletzt. Mein Magen zieht sich zusammen, ratlos lege ich meine Stirn an den Stamm. Ich denke mir erst im Nachhinein - eigenartig, dass wir im gleichen Stadium unseres Wachstums erste Anzeichen von Anfälligkeit zeigten. Von Krankheit. Von Ermüdung. Von einer gewissen Unverträglichkeit zwischen uns und unserer Umgebung. Einer Umgebung, die mehr verlangt als sie gibt.

 

Heute: Ich besuche meine Eltern selten. Beim Anblick der lichten Baumkrone, erkenne ich keinen Verlauf mehr. Es ist über Nacht passiert, denke ich. Mein Vater schüttelt mit dem Kopf. Nein, es passiert jeden Tag, es ist jeden Tag passiert. Jedes Jahr. Du bist eben selten da. Erst kam es Stück für Stück und dann mit einem Schlag sehr schnell. Solche Dinge erzeugen keine Geräusche. Sie passieren im Stillen. Sie kündigen sich an, aber auch das in einer leisen, in einer fremden Sprache, die kaum jemand hört. Und doch eigentlich nicht fremd ist. Sie schreien nicht, das ist nicht ihre Art.

[…]

 

Vor meinem inneren Auge sehe ich einen Lindenbaum ohne Blätter. Mit nackten Ästen im Sommer. Mit schwindenden Ästen. Ich glaube, so ein Lindenbaum könnte kein Lindenbaum mehr sein. Er könnte vielleicht eine Weile noch an einen Lindenbaum erinnern. Eine Erinnerung an unsere Abwesenheit.«


Uta Hauthal

 

Schriftstellerin, Musikerin, Rezitatorin, Moderatorin, Pädagogin

 

... seit 2003 Veröffentlichung von Büchern und CDs in verschiedenen Verlagen, seit 2020 Vortragsreihe an der Sächsischen Landesbibliothek - Staats und Universitätsbibliothek (SLUB): Vergessene Dresdner Schriftstellerinnen und 9 literarische Spaziergänge auf den Spuren von Dresdner Schriftstellerinnen.

 

Aktuell: Text zu Johanna Marie Lankau: hier:
http://zeitgedanken.eu/elbelieder/ -
www.utahauthal.de
www.zeitgedanken.eu


Ich biete gesprochene Gedichte per Telefon an. Nähere Informationen finden sich hier:
http://utahauthal.de/poesie-tankstelle-anders-2/


Gisela Kohl-Eppelt

 

Die Aufgabe

Jeden Tag bereite ich mich auf die Aufgabe vor. Ach, diese Vorbereitungen dafür, die so viel Zeit beanspruchen, sich schließlich verselbsndigen, sich tarnen, als seien sie selbst die Aufgabe. Jetzt weiß ich es, ich muss diese Vorbereitungen für die Aufgabe aufgeben.

 

Woran arbeite ich?

Im letzten Monat bereitete ich Beiträge für zwei Literaturwettbewerbe und eine Anthologie vor, illustriere eine Erzählung und Gedichte und brüte über Entwürfen r die GEDOK-Jahresausstellung und für das Plagwitzer Pleinair in diesem Jahr.

 

 

Ganz einfach

Wie ich in dem kleinen gelben Zimmer stand,

wie die ungesagten Worte

zu dir durch die Luft wirbelten.

 

Wie du sagtest:

Man muss nicht alles aussprechen

und ich mich wegdrehte.

 

Wie wäre das einfach gewesen.

Wo ich mich doch Worten festhalte

Wie andere an Rettungsringen.


Eva Lehmann-Lilienthal

 

Gedichte, lyrische Kurzprosa, Erzählungen, satirische
Kurzgeschichten und Glossen

 

Ihre Gedichte geben Kunde von ihren Lebensräumen in unterschiedlichen Zeiten und gesellschaftlichen Zusammenhängen.
Sie versucht, in ihrer Poesie das unsichtbare, aber wahrhafte Geflecht zwischen den Menschen untereinander sowie zwischen den Menschen und der All-Natur erlebbar und damit für die Seele sichtbar zu machen.

 

 

Ein Ton traf mich –

 

Ein Ton traf mich

Aus fernen Vergangenheiten

Dunkel und warm wie

Mutters Singen abends

Nach dem Nachtgebet.

 

Ein Ton aus tiefem Brunnen

Schlägt an eine Saite in mir

Verwandte der Mnemosyne,

Weht Düfte von Zimt und Nelken herüber

Den Ruch des Zypressenholzes nach dem Regen.

 

Gesang der Frauen ihre

Tiefen Stimmen schwingen

Klagen und Jubeln in Wellen

Über das Land,

Trotziger Stolz steigt auf zum Firmament

 

Vorbeirauschen lass‘ ich die Gegenwart und

Spüre dem Ton nach –

Fernste Erinnerungen überschwemmen mich.

Das Leben der Ahnen ist eingekerbt

Ins Fleisch ihrer Nachfahr’n.

 

Still bin ich – still – da hör‘ ich ihn

Den Ton aus fernen Vergangenheiten.

Ich will ihn bewahren

Ihn singen und sagen für

Mein Leben in der Gegenwart.

 

Eva Lehmann-Lilienthal, Juli 2020


Jutta Pillat

 

Ihr aktueller Gedichtband heißt:
»Süßholz.Kussmund.Träume«.
und erschien 2019

 

Absolventin des Instituts für Literatur Leipzig, 1990 promoviert, Hochschullehrerin in der Lehrerausbildung, bis 1995 Direktorin einer Bildungseinrichtung für Altenpflege in Sachsen und Nordrhein-Westfalen, ab 2000 freies Schreiben von Prosa und Lyrik, wieder in Leipzig lebend. Mitgliedschaft im VS Sachsen, Freie Literaturgesellschaft Leipzig, Gesellschaft für Zeitgenössische Lyrik und der GEDOK

 

 Mehr Informationen zu Jutta Pillat

 

Woandershin

 

kerzenlicht

und wird es warm

 beim kerzenschein

dann holst du vor

und brichst

das stille reden mit dir selbst

und fügst

die wahrheit

in das abendlicht.

und nicht mehr

haben wir

die kraft

das schweigen zu bewahren

als inneres gefangensein

es quillt

und steigt heraus

als wär es milch am

morgen und im licht